Feb 242017
 

DSC02527 (480x640)Von Daniel Schalz

Nachdem am zweiten Tag von Chor@Berlin 2017 in den Workshops zunächst mit inszenierter Chormusik (hier gibt es mehr dazu) und Urheberrecht theoretische Themen im Vordergrund standen, wurde es am Nachmittag praktisch: Unter anderem gab Winnie Brückner (Foto) eine spannende Einführung in die Arbeit mit Live Loop Samplern. Dabei erklärte sie nicht nur, wie Chöre und Vokalensembles die Geräte einsetzen können, sondern demonstrierte auch live einige der Möglichkeiten.DSC02543 (640x480)

Mithilfe von Loopstations können durch das Aufnehmen und wieder Abspielen der eigenen Stimme komplexe Soundschleifen und sogar ganze Songs erschaffen werden. Auch in der A-cappella-Szene gibt es immer mehr Ensembles, die sich die Möglichkeiten eines Loops zunutze machen.

Im Workshop zeigte Winnie Brückner, Gründerin des Vokalquartetts niniwe, dass die Geräte zunächst einmal eine gute Möglichkeit sind, an Timing, Groove und Intonation zu feilen. Denn eine einmal eingesungene Schlaufe läuft unerbittlich weiter und wiederholt wieder und wieder sowohl den exakten Rhythmus als auch jeden kleinen Fehler. Auch zum individuellen Üben von Stücken biete sich das Gerät an, und Musiklehrer würden mit dem Einsatz im Unterricht bei ihren Schülern sicherlich Punkte sammeln.

DSC02540 (640x480)Beim Kauf, die Preise liegen je nach Modell und Marke zwischen 100 und 500 Euro, rät Brückner dazu, auf einige Dinge zu achten: So hätten einige Loopstations eine Aufnahme-, d.h. langfristige Speichermöglichkeit, andere nicht. Außerdem könne eine Multiply-, also Duplizier-Funktion praktisch sein: “Wenn man zum Beispiel auf einer Spur einen Rhythmus möchte, der 16 Takte lang ist, kann man die natürlich auch alle einsingen. Aber gerade live auf der Bühne kann so etwas das Publikum – und auch die Sänger – leicht ermüden.”

DSC02531 (480x640)Stichwort Bühne: “Bevor man so etwas live vor Publikum ausprobiert, sollte man die entsprechenden Stücke unbedingt zuhause ausprobiert haben”, rät sie. Am sichersten sei es, die Effekte, die dann im Konzert eingesetzt werden, schon fest im Kopf zu haben – wie ein richtiges Arrangement sozusagen. Denn beim Zuschauen wurde den Workshopteilnehmern klar, dass der gekonnte Einsatz eines solchen Gerätes ein hohes Maß an Multitask-Fähigkeit erfordert. “Auf jeden Fall”, bestätigt Brückner, “aber das ist bei einer Gitarre oder einem Klavier ja auch nicht anders – die Loopstation ist eben ein richtiges Musikinstrument.”

Um Ideen für den Einsatz von Loopstations zu bekommen, empfiehlt sie zur Inspiration die Clips von Musikern wie Rico Loop oder Michael Schiefel. “Wenn man denen zuhört und zuschaut, lernt man unheimlich viel, was man so alles machen kann.”

DSC02536 (640x480)Die Workshopteilnehmer hatten außerdem Fragen zu Loop-Apps, von denen Brückner zum Beispiel Loopy empfehlen kann – allerdings nicht für den Gebrauch auf der Bühne, da eine App zum einen klanglich bei weitem nicht dasselbe leistet wie ein physisches Gerät – und schließlich ja auch abstürzen könnte. In Sachen Software habe sie mit ableton live gute Erfahrungen gemacht, als Loopstation verwende sie selbst die Boss RC 50 – doch die ist bei einem Preis von knapp 500 Euro eher etwas für Profis, als Einsteigermodelle sind günstigere Varianten absolut ausreichend.

Ergänzend zu einer Loopstation können auch Effektgeräte für Sänger, zum Beispiel von Helicon, interessant sein. So sehr das Herumspielen mit der Technik auch Spaß machen kann, darf es jedoch nie zum Selbstzweck werden, warnt Brückner: “Man sollte niemals ein Stück um einen coolen Effekt herum bauen, sondern immer gut überlegen, welche Effekte für ein Stück Sinn machen und dieses bereichern.”