Was könnte ein besserer Abschluss für ein Vokalfest sein, als gemeinsam zu singen? Das diesjährige Chor@Berlin endete am Sonntag mit einem Mitsingkonzert des Berliner Begegnungschores, der den Chormitgliedern das Aufeinandertreffen der alteingesessenen Berliner (Musik-)Kultur mit der anderer Länder wie Syrien oder Eritrea ermöglicht.
Im Berliner Begegnungschor treffen sich einmal in der Woche 50 bis 80 Berliner und Geflüchtete, um unter der Leitung von Michael Betzner-Brandt und Bastian Holze gemeinsam Lieder aus den Herkunftsländern der Chormitglieder zu singen. Die Mitglieder begegnen sich dabei auf Augenhöhe und lernen ständig von- und miteinander. Jede und jeder kann sich aktiv einbringen: Der siebenköpfige Vorstand hat zwei Geflüchtete als Mitglieder und eine Repertoiregruppe, die sich aus allen interessierten Chormitgliedern zusammensetzt, entscheidet, welche Lieder in das Repertoire des Chores aufgenommen werden.
Berliner und Geflüchtete helfen sich gegenseitig, die Lieder ihrer Muttersprachen in Bezug auf Rhythmik, Melodik und Aussprache authentisch umzusetzen und eine international zusammengesetzte Band (Geige, Oud, Gitarre, Trompete, Percussion, Klavier) begleitet den Chor.
Am letzten Tag von Chor@Berlin 2016 formten Betzner-Brandt und Holze nun aus dem Begegnungschor und den mehr als 200 Besuchern im Radialsystem einen “Ich-kann-nicht-singen”-Chor, getreu dem Motto: singen ja, schämen nein. Ein abwechslungsreiches Warm-up brach das Eis – nicht zuletzt, da Holze und Betzner-Brandt das Einsingen als Kennenlernaktion nutzten. So forderten sie das Publikum unter anderem auf, im Saal herumzugehen und bei jedem “Ah” oder “Oh” mit Ellenbogen oder Knien anderer Teilnehmer aneinanderzustoßen.
Bekannte Melodien wie “Der Mond ist aufgegangen” oder “Die Gedanken sind frei” wechselten sich in der Folge ab mit Liedern auf Arabisch und traditionellen Instrumentalstücken, immer wieder unterbrochen durch Stimmlockerungsübungen. Wer immer noch davon überzeugt war, dass nicht jeder singen kann, wurde hier auf eindrucksvolle Weise und in mehreren Sprachen vom Gegenteil überzeugt. Ein wunderbarer Abschluss von Chor@Berlin 2016 – wir freuen uns auf ein ebenso fröhliches Wiedersehen im nächsten Jahr!