Der Samstag stand bei Chor@Berlin ganz im Zeichen des Singens mit Kindern und Jugendlichen. Gleich vier Workshops beschäftigten sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit demThema: Am Morgen stellte zunächst Peter Schindler seine “Kinderhits mit Witz” vor. Anschließend präsentierte er “Schockorange”, sein Trash-Musical für Jugendliche. Am Ende des Tages zeigte Friedhilde Trüün unter dem Titel “Beziehung und Begeisterung – Stimmbildung im Kinderchor” Wege und Möglichkeiten auf, wie Kinder zum Singen motiviert werden können. Dieses Thema bewegt auch Robert Göstl (Foto), der den rund 30 WorkshopteilnehmerInnen vermittelte, wie man mit Kinderchören “Von unerwünschter Vielstimmigkeit zu souveräner Mehrstimmigkeit” kommt, so der Titel seines Workshops. Johannes Pfeffer vom “Singen-und-Stimme”-Blog des Schwäbischen Chorverbandes war einer der Teilnehmer – hier ist sein Bericht.
Diese Erfahrung teilen die Kinderchorleiter aus Vereinen und Schulen: Wenn einstimmig gesungen wird, klingt es mehrstimmig. Und wenn mehrstimmig gesungen werden soll, wirkt es nicht so richtig überzeugend. Robert Göstl ist Professor für Kinderchorleitung an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. In seinem Workshop bei Chor@Berlin trat er in den Dialog mit den zahlreichen interessierten KinderchorleiterInnen, um Möglichkeiten zur Einführung einer klaren Mehrstimmigkeit im Kinderchor vorzustellen und zu diskutieren.
Die Einführung der Mehrstimmigkeit ist für Göstl nicht vom Alter abhängig. Vielmehr ist der Entwicklungsstand der Choristen zu beachten. Dabei ist eine frühe Vorbereitung von Bedeutung, denn das mehrstimmige Singen bringt viele positive Erfahrungen für die Kinder mit sich. Es vermittelt ein Gefühl von Gemeinschaft, Stolz über die eigene Leistung und einen klanglichen “Wow-Effekt”. Voraussetzungen für mehrstimmiges Singen, wie aufeinander zu hören und Stimmsicherheit, übt Göstl auf spielerische Weise im Kinderchor ein. Neben seiner Erfahrung bei den Regensburger Domspatzen leitet er bis heute einen Laien-Kinderchor in einem kleinen bayrischen Dorf. Seine Ansätze sind also mehrfach erprobt und auch von den TeilnehmerInnen eines Workshops wie dem heutigen umsetzbar. Wie wichtig die Persönlichkeit des Chorleiters dabei jedoch ist, zeigt sich im Workshop mit Göstl, dessen reflektierte, deutliche Leitung für die TeilnehmerInnen sehr beeindruckend ist.
Wichtig für die souveräne Mehrstimmigkeit ist weiterhin die Sicherheit in der Einstimmigkeit. Bei den spielerischen Annäherungen an die Mehrstimmigkeit ist die Aufgabe des Chorleiters daher, die einzelnen Stimmen stabil zu halten. Durch die dialogische Kursarbeit fordert Robert Göstl die TeilnehmerInnen immer auf das Gesehene und Erlebte zu reflektieren und sich zu vergegenwärtigen. Schließlich zeigt er an einigen Literaturbeispielen, wie wichtig es ist, diese sorgfältig und passend auszuwählen.