Es wird langsam dunkel in der jugend-kultur-kirche st.peter. Es ist still. Fünf Jugendliche betreten die Bühne. Ein leises Pochen aus elektronischen Klängen ertönt und die Jugendlichen singen. Eigentlich nichts besonderes, doch niemand kann sie singen hören. Die Jugendlichen sind Sängerinnen und Sänger des Gebärdenchores Erfurt. Das Projekt [uni_sono] frei(T)raum der Deutschen Chorjugend und der Chorjugend im Thüringer Sängerbund vermittelt in verschiedener Hinsicht zwischen zwei Welten. Zum einen geht es um die Vermittlung zwischen den Hörenden und den Gehörlosen, zum anderen um die Verbindung zwischen der eigenen Freiheit und dem System, das die Menschen beeinflusst.
Christian K. Frank und Holger Müller-Brandes haben ein multimediales und multisensitives Ereignis um einen namenlosen Protagonisten geschaffen, der zwar mit den anderen lebt, doch ebenso unter ihnen leidet und an ihnen vorbei lebt. Michael Junge spielt die innere Zerrissenheit in einer Eindrucksstärke, die den Zuschauer mitnimmt in sein wirres Seelenleben.
“Das Gefühl es explodiert einem der Kopf” ist der erste und viel wiederholte Satz des Protagonisten. Das “Wir” erdrückt ihn beinahe. Mit unruhigen, kleinen Rhythmuspattern bringt die Musik von Christian K. Frank den Protagonisten mehr und mehr in Bedrängnis. Die Grenzen zwischen Traum und Realität vermischen sich. Frank und Müller-Brandes erschaffen für die Hörenden ein Gefühl der Gehörlosigkeit, der Ohnmacht im Lärm der Welt. Das künstlerische Niveau der Chöre und des Hauptdarstellers sind beachtlich.
Der Deutschen Chorjugend und der Chorjugend im Thüringer Sängerbund ist ein beispielgebendes Projekt gelungen, das zuvor viele Fragen aufgeworfen hat, manche beantwortet und den Zuschauer mit den Fragen nach der eigenen Freiheit konfrontiert.
Von Johannes Pfeffer (www.singen-und-stimme.de)