Von Nora-Henriette Friedel und Marie Schilp
Am Freitagabend sorgten die Sängerinnen des Mädchenchors der Sing-Akademie zu Berlin bei Chor@Berlin für Begeisterung beim Publikum: Gemeinsam mit der capella vitalis berlin brachten sie unter der Leitung von Friederike Stahmer Pergolesis „Stabat Mater“ zu Gehör. Zu sehen gab es dabei auch eine Menge, denn an der Konzertperformance „Gravitation“ wirkten die beiden Tänzer BBboy Wilfried Ebongue und BBoy Marcio des Barros mit. Choreografiert hatte den spannungsreichen Abend Louise Wagner.
Nicht nur überzeugten die jungen Sängerinnen zwischen 14 und 20 Jahren als ein Chor, der sich wie selbstverständlich in unterschiedlichsten Formationen im ganzen Bühnenraum bewegte und immer wieder auch ohne Blickkontakt zur Dirigentin wie ein Organismus atmete. Viele der Mädchen und jungen Frauen überzeugten auch als selbstbewusste Solistinnen, die gleichzeitig auch als Tänzerinnen in Erscheinung traten und mit den Breakdance-Profis interagierten – inklusive Hebefiguren. Im Anschluss an das Konzert feierte das berührende Filmporträt des Mädchenchors, „Mit starker Stimme“, Premiere. Die Regisseurinnen und die jungen Protagonistinnen standen dem Publikum anschließend noch Rede und Antwort zum Making-of des Films.
Chor@Berlin 2018: Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin mit “Gravitation”
In ihrem Workshop „Choreografie und Chor“ am Samstagmorgen führte Louise Wagner die Teilnehmenden in ihre choreografische Arbeit ein, der eine bewusste Raumwahrnehmung zugrunde liegt. „Ich arbeite gerne mit Chören zusammen“, sagte die freischaffende Choreografin aus Berlin. „Man benötigt einerseits kein Bühnenbild, andererseits sind im Raum verteilte Menschen immer spannender als zum Beispiel Lautsprecher bei Soundinstallationen.“ Nach einer Übung zur Erkundung des Raumes ließ Wagner die TeilnehmerInnen einen Vogelschwarm imitieren, in dem die Führungsverantwortung ständig weitergegeben wird, wodurch auch Geschwindigkeit und Richtung permanent wechseln. Louise Wagner wünschte sich mutiges Voranschreiten, denn: „Jedes Zögern wird Unsicherheit mit sich bringen.“ Gleichzeitig warnte sie davor, das Gespür für die Gruppe nicht zu verlieren: „Die Verbindung zum Schwarm darf nicht abreißen!“
In der nächsten Übung konzentrierte Louise Wagner den Fokus der Teilnehmenden zunächst auf eine kleinere Gruppe, indem ein „Verfolgter“ beziehungsweise eine „Verfolgte“ von zwei „VerfolgerInnen“ durch den Raum begleitet wurde. Im zweiten Schritt durften sich die VerfolgerInnen auch anderen Gruppen anschließen, wodurch der Fokus wieder auf die gesamte Teilnehmergruppe erweitert wurde.