Jan 132011
 
Chorberlin__christoph_muller-girod1684

Ein begeistertes Publikum feierte die Berliner Vokalakademie, die mit Alessandro Scarlattis “Marienvesper” einen Einblick in den Barock-Kosmos gab. Eine dreifache Premiere.Erstmals war die “Marienvesper” von Scarlatti in Berlin zu hören. Dazu dirigierte Frank Markowitz zum ersten Mal die für dieses Konzert erneut gegründte Berliner Vokalakademie. Das Material zum diesem einzigartigem Einblick in die Welt des Barocks, wie die “Marienvesper” es bietet, vereint Kompositionen, die im neuen und alten Kompositionsstil der Zeit gehalten sind. Dabei ist Scarlatti ein Meister darin, den Psalmtexten des alten Testamentes ein ausdrucksstarkes musikalisches Gewand zu verleihen. Als berühmter Opernkomponist der Zeit verstand Scarlatti es besonders, einfühlsam und tonmalerisch den Psalmtexten nachzuspüren. Arien, Kanons und Ansätze der Doppelchörigkeit prägen das Werk, dessen Notentexte über zahlreiche Bibliotheken Europas zerstreut sind.

Chor
Chor
Chor
Chor
Chor
Chorberlin__christoph_muller-girod1682
Chorberlin__christoph_muller-girod1683

© Christoph Mueller-Girod

 

Die Wurzeln der Berliner Vokalakademie liegen im Jahr 2007. Das Konzept hat sich auch nach der einjährigen Zwangspause nicht geändert: Profis coachen engagierte Laien. Begleitet wird das Projekt dabei von der renommierten Mezzosopranistin Regina Jacobi. Ein einzigartige Erfahrung sowohl für die Besucher als auch für die Teilnehmer des Chores. Die “Marienvesper” kommt durch die Zusammenstellung der Psalmvertonungen – dabei der Text, den Mendelssohn später in seinem Elias berühmt machte – einem geistlichem Drama durchaus nahe. Der Beter, der die Gottesferne erfährt, fleht zu Gott um Hilfe, erfährt dabei konkret die Gottesnähe und dessen Hilfe. Abschließend kommen zwei Texte aus der Tradition der katholischen Kirche zu Wort, die der Vesper den Namen gaben: Die Hyme “Ave Maris Stella” und das Magnificat aus dem Lukas-Evangelium. Der Jubel der Maria, dass Gott die Erhabenen vom Thron stößt und die Niedrigen erhöht endet in einem atemberaubenden Hallelujah. Zahlreiche Bravo-Rufe aus dem Publikum bewiesen, dass Scarlatti ob im damaligen alten oder neuen Stil zeitlos begeistern kann.